Siedlung Weiße Stadt
Standort Aroser Allee 185-193; Romanshorner Weg 204-212, 13407 Berlin
Erbaut 1928 - 31
Bauherr Gemeinnützige Heimstättengesellschaft Primus mbH der Stadt Berlin
Nutzer Deutsche Wohnen und privat
Bauzeit 2012
Die Siedlung Schillerpromenade wurde 1928 bis 1931 im Auftrag der Gemeinnützigen Heimstättengesellschaft Primus mbH im Stadtteil Reinickendorf errichtet. Unter der Gesamtleitung von Martin Wagner entstand die Siedlung nach Plänen der Architekten Bruno Ahrends, Wilhelm Büning und Otto Rudolf Salvisberg. Die Planung der Garten- und Freiflächen erging an Ludwig Lesser. Aufgrund ihrer geschlossenen städtebaulichen Figur und vor allem den weißen Fassaden erhielt die Siedlung den Beinamen „Weiße Stadt“; die Architekten unterstrichen die Strahlkraft des Oberflächenweißes durch farbig gefasste Architekturteile.
Bereits 1981 wurde von der Architekturwerkstatt Pitz-Brenne eine denkmalpflegerische Bestandsaufnahme zur Weißen Stadt erstellt, die einen Einleitungsband zur „Planungs- und Baugeschichte“ einschließlich einer Bestandsaufnahme des bauzeitlichen Zustands der Gebäude und ihrer Bauelemente sowie den Materialien und Farben beinhaltet und bis heute Gültigkeit besitzt. 2008 wurde die Siedlung mithilfe der Unterstützung bei der Bearbeitung des Antrags und der Mitbegleitung des Prozesses durch unser Büro als eine von sechs Berliner Siedlungen der Moderne auf der UNESCO-Welterbeliste eingetragen.
Aufgrund konstruktiver Schäden an der Bausubstanz wurden wir 2012 mit der energetischen Instandsetzung der Fenster und Loggiaverglasungen am Bauteil Salvisbergs beauftragt. Bauzeitlich handelte es sich um Holzverbundfenster an den Wohnräumen sowie um Holzeinfachfenster an den Treppenhäusern und Loggien. Ein Teil der Holzverbundfenster war nach rund 80jähriger Standzeit noch erhalten, mehr als die Hälfte der Loggiaverglasungen waren in der Vergangenheit jedoch durch Neubaufenster ersetzt worden. Nach einer detaillierten Schadensbestandsaufnahme war festzustellen, dass eine Reparatur einzelner Elemente aufgrund des Schadensgrades nicht einmal mehr punktuell möglich war, vor allem bei der Mehrzahl der bereits erneuerten Fenster. Grund für ihren schlechten Zustand waren die ungenügende Pflege der Oberflächen und die fehlende Abführung der Raumluftfeuchte. Eine Entlüftung der Räume durch die bauzeitlichen Schachtlüfter war in vielen Fällen durch Verschließen der Abluftöffnungen verhindert, die Folge waren erhöhte Feuchtewerte in den Räumen mit entsprechend starkem Kondensatausfall an den kalten Außenscheiben. Innenseitig war der Zustand der Fenster durch diesen Kondensatausfall ähnlich schlecht wie außen, was zu Durchfeuchtung, Lackablösung und starkem Schimmelbefall führte. Dies war nicht nur Auslöser weiterer konstruktiver Schäden, sondern wurde auch zur gesundheitlichen Gefahr. Die Dichtigkeit der Fenster stellte sich als wenig effizient dar, Brüstungs- und Eckfugen waren nach Durchfeuchtung offen und ließen Wasser eindringen. Die zuvor erneuerten Fensterelemente waren mit Flügeldichtungen ohne Nachströmöffnungen ausgestattet worden, weshalb der erforderliche hygienische Luftaustausch nicht mehr erfolgen konnte.
Für die denkmalgerechte und energetische Instandsetzung wurden die Holzverbundfenster mit bauzeitlicher Profilierung nachgebaut. Um die erneute Bildung von Kondensat und die dadurch resultierenden Schäden zu vermeiden, erhielten die Fenster eine Isolierverglasung. Die Fenster und Loggiatüren wurden in enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde gegen gedämmte Elemente ausgetauscht und entsprechend der Planung als Muster in einem ersten Schritt in der Wohnküche und der Loggia einer Musterwohnung eingebaut, was den direkten Vergleich mit den benachbarten bauzeitlichen Elementen ermöglichte. Um Kondensaterscheinungen und deren bauliche und hygienische Folgeschäden vorzubeugen, wurde zudem ein Lüftungskonzept erstellt, das Nachströmöffnungen zur Verbesserung der Durchlüftung für die neuen Holzverbundfenster vorsah. Die Mieter erhielten darüber hinaus Hinweise zur wirksamen Durchlüftung ihrer Wohnungen.
Mit der denkmalgerechten und energetischen Instandsetzung der Fenster und Loggiaverglasungen konnte die Wohnqualität für die Bewohner auf lange Sicht erhalten werden. Zugleich hat die Sanierung dazu beigetragen, die Architektursprache der Bebauung zu bewahren und für die Zukunft zu sichern. Seit 2019 sind wir mit der Erarbeitung eines Denkmalpflegeplans und restauratorischen Untersuchungen der gesamten Siedlung beauftragt, um den Umgang mit dem Baudenkmal auch für die Zukunft festzuhalten und seinen dauerhaften Erhalt sicherzustellen.